Gefahr! Vom Studio direkt in die Leichenhalle…

so koennte man den aktuellen Beitrag aus dem Aerzteblatt ((Dtsch Arztebl Int 2016; 113(40): 672-5; DOI: 10.3238/arztebl.2016.0672)) deuten.  Wehe, wehe, wenn ich auf die Inhaltsstoffe sehe.

Doch stimmt es alles so, wie es Dr. Sven J. in seiner Abhandlung schildert? Oder liegen zwischen den medizinischen Fakten und dem, was dem 59 jaehrigen Berliner Patienten passierte, noch eine gewisse Grauzone aus Unwaegbarkeiten?

Die selbst in der „Welt“ getitelte Gefahr ueber die schlimmen und boesen Neben- und Wechselwirkungen beim einbringen von Farbe in die Haut, geraet doch leicht ins Wanken, wenn man die Daten mal perspektivisch gerade rueckt. Man hat in der Tinte, die zum Zwecke der Analyse angefordert wurde zwar Formaldehyd entdeckt, dies auch brav in Zahlen festgehalten und notiert, dass dieser Bestandteil zum Zwecke der Konservierung enthalten sein darf, jedoch nicht angegeben, wo denn hier eine eventuelle Hochstgrenze erreicht gewesen waere.

Wir sprechen hier von ppm .. also mg pro kg Tinte. In Zahlen, 63mg, bzw. 11 mg freies Formaldehyd pro Kilogramm schwarzer Tinte.

Auch wenn sich der Bericht, der eben durch alle Gazetten geistert, klingt wie „Bild war gerade noch Live dabei“, handelt es sich um einen Einzelfall aus dem Jahr 2015, bei dem ein fast 60 jaehriger, koerperlich eher leicht angeschlagener Mann mit diversen Vorerkrankungen ((vor meinem geistigen Auge manifestiert sich ein bisschen der Typus Gerard Depardieu)) Stunden nach dem CoverUp einer Jungendsuende ((etwa 30 Jahre altes Tattoo)) mit Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks in der Notaufnahme einfindet.

Leichte Schwellungen am Arm, Wange, Lippe und Zunge erschweren das Atmen, die Saettigung liegt trotzdem bei 99% O² und ansonsten ohne erkennbare Symptome wird er mit Prednisolon und Antihistaminika behandelt und er kann kurz darauf entlassen werden. Einen Allergietest lehnt er ab.

Selbst wenn es eine Reaktion auf einen oder mehre Inhaltsstoffe gewesen sein koennte, so bleibt die Wahrheit doch verborgen und alles weitere ist raten. Genauso wahrscheinlich ist eine reichliche Applikation von Oberflaechenanaesthetikum durch Kunde oder Kuenstler waehrend des Taetowierens und eine Reaktion auf deren Inhaltsstoffe.

Lidocain, Tetracain, Emla. Begriffe die man nicht gerne in Zusammenhang mit der Koerperkunst hoert und dennoch weiss man, es gibt diverse Mittelchen und diese boeten ebenso hohes Risikopotential wie „Tinte“.

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